Das Feuerlöschwesen wurde 1819 neu organisiert
1819 war es endlich so weit, Birkenau hatte sich bei Friedrich Kredler in Darmstadt eine Feuerspritze bestellt, dafür mußten 690 Gulden bezahlt werden. An diese Spritze konnten zwei Schläuche angeschlossen werden. Allerdings war diese neue Errungenschaft sehr störanfällig, was vorhandene Reparaturrechnungen zur Genüge beweisen. Das Feu-erlöschwesen wurde anläßlich dieser Anschaffung neu organisiert, was bitter nötig war, seit 1809 hatte man sich kaum darum gekümmert. Ein Bericht vom 22. November 1819 vermittelt einen schönen Eindruck. Dort heißt es: "Auf heute wurde die Bürgerschaft unter Bedrohung von 30 Kreuzer Strafe für jeden Ausbleibenden zusammengerufen. Es wurde folgendes vorgenommen:
- Wurde das Bürgerverzeichnis abgelesen und die nicht erschienenen Bürger besonders aufnotiert.
- Hat man sich eines jeden Bürgers seinen Feuereimer vorzeigen lassen und selbige untersucht. Dann die fehlenden und mangelhaften in ein besonderes Verzeichnis gebracht.
- Wurden die vorrätigen Feuerleitern und Feuerhacken untersucht, wo sich ergab, daß noch zwei gute Feuerleitern und drei Feuerhacken, nebst auch eine alte zerbro-chene Leiter vorhanden war.
- Da auch seit 1809 das Personal zu den Feuergerätschaften nicht erneuert wurde und inzwischen manche gestorben und abgegangen sind, die dazu angestellt waren, so hat man dieses auf heute wieder erneuert und sind dazu ernannt worden:
Zu der neuen Feuerspritze:
Johannes Florig, der Schuster als Aufseher, Adam Bernhard der III. Aufseher. Zur Bedienung: Andreas Kadel jun., Jakob Kadel jun., Johannes Müller, der Bäcker, Adam Jakob, Bernhard Jüllich, Peter Bernhard. Da sich diese beschwerten, die Arbeit bei der Bedienung der Feuerspritze sei bei einem etwas anhaltenden Gebrauch zu lästig für solche Mannschaft, so wurden den Obigen noch beigegeben: Franz Sturm, Johannes Gölz, Heinrich Christ und Christian Nikolai. Die Feuerspritze fahren: Peter Kadel und Jakob Kadel, jeder mit zwei Pferden.
Zu den Feuerhacken:
Leonhard Müller, Johannes Florig, der Wagner, Heinrich Krämer, Adam Florig, Andreas Jakob jun., Jakob Löw, Andreas Erhard, Johannes Scheuermann, Johannes Jakob III., Philipp Nikolai, Michael Stahl und Philipp Hofmann. Zu jeder Feuerhacke werden vier Mann abgestellt.
Zu den Feuerleitern:
Michael Kadel, Peter Werner, Michael Geiß, Philipp Schuch, Jakob Fritz, Georg Dillmann, Georg Lieberknecht, Jakob Klein, Peter Kadel jun., Johannes Weber, Leonhard Weber, Johannes Öhlenschläger. Zu jeder Feuerleiter werden sechs Mann abgestellt.
Bei Feuersgefahr oder Ausbruch desselben haben Boten zu schicken: Peter Denger nach Weinheim, Nikolaus Kadel einen reitenden Boten nach Hemsbach,
Peter Gaßmann nach Liebersbach, Adam Steffen jun. nach Reisen, Mumbach und Hornbach, Leonhard Florig nach Mörlenbach.
So waren bei Feueralarm, der durch Sturmglockenläuten erfolgte, über 40 Mann auf den Beinen, von denen jeder wußte, was er zu veranlassen hatte. Dieser Einsatzplan wurde bei der vorgesetzten Stelle eingereicht. Von dort kamen noch einige Anregungen, das Feuerlöschwesen noch effektiver zu gestalten. So sollte, falls erforderlich, die zerbrochene Feuerleiter gegen eine neue ausgetauscht werden. Die Bürger, die keinen oder einen defekten Feuereimer vorgezeigt hatten, wurden durch Strafe von 1 Gulden 30 Kreuzer angehalten, Abhilfe binnen vier Wochen zu schaffen. Die Gemeinde Birkenau wurde angewiesen, auf ihre Rechnung eine Anzahl Feuereimer anzuschaffen, um diese bei Bedarf ohne Verzögerung weiterverkaufen zu können. Davon waren auch Beisassen und Juden nicht ausgeschlossen. Generell hieß es in bezug auf den Ernstfall:
"JederBürger seie verbunden, einen Feuereimer zu besitzen, gleich ob ihm auf den Fall des Feuerausbruchs eine andere Bestimmung (etwa an der Feuerspritze) zugeteilt seie als Wasser zu tragen, weil zur Zeit des Brandes nicht allein der Einzelne, sondern alles Personal der Familie, z. B. erwachsene Kinder, das Gesinde zum Löschen anzuhalten und niemand, der nicht zur Sicherheit des eigenen Haushalts notwendig ist, zu Hause belassen werden soll".
Da man sich seit 1809 herzlich wenig um die Feuerwehr gekümmert hatte, wurde verfügt: "Feuerspritze und Feuereimer, sowie die sonstigen Werkzeuge gegen Feuersgefahr, wären zweimal in jedem Jahr vom Ortsvorstand zu besichtigen und zu probieren und der Befund einzuberichten." Es ist überliefert, daß auch Übungen, bei denen die neue Feuerspritze ausprobiert wurde, abgehalten wurden. Nach einer solchen Übung setzte man sich zusammen und beratschlagte bei einem Schoppen Wein, was wohl verbesserungsbedüftig wäre.
Quelle: Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum im Jahr 1995